Mein aller erster Text erschien in der Berner Zeitung. Es war kein Artikel und ich keine Journalistin. Es handelte sich um meinen ersten (und einzigen) Leserbrief, den ich je geschrieben habe. 1992 war das, und ich äusserte mich zur EWR-Abstimmung. Ich war mächtig stolz, meine Worte schwarz auf weiss und für tous Bern sichtbar, zu lesen. Das war vor den digitalen Zeitungen, ja, sogar noch fast vor dem ganzen Internet. Jegliches Feedback auf den Leserbrief bekam ich damals direkt, Auge in Auge, von realen Menschen, die ich mit Namen kannte. Gute alte Zeit! Wie anders sieht es heute, knapp 30 Jahre später, an dieser Front aus. Digitale Medien und – vor allem! – Kommentarfunktion sei Dank. Ganz ehrlich? Ich lese manche Online-Artikel nur, um so schnell wie möglich zu den Kommentaren zu gelangen und mir all die Schlaumeiereien anzutun, die dort im Minutentakt eintrudeln. Von unfassbar bis unfassbar peinlich, und manchmal sogar was ganz ohne Rechtschreibefehler – das meiste verfasst unter abenteuerlichen Pseudonymen. Persönlich halte ich mich eher zurück mit polarisierenden Meinungsäusserungen online. Genau, weil ich keine Lust habe, mich mit namens- und gesichtslosen Internet-Trollen (böse Menschen im Netz) zu duellieren. Neulich hab ichs aber doch getan. Auf der Seite einer grossen Tageszeitung hab ich mich zur Umbenennung eines mir ans Herz gewachsenen Blogs geäussert. Harmlos, sollte man meinen. Leider nein. Ehe ich mich versah, steckte ich in einer völlig surrealen Debatte um einen Schweizer Schoggi-Gupf der wirklich, wirklich überhaupt nichts mit dem Thema zu tun hatte. Was ist passiert? Wo bin ich falsch abgebogen? Bevor sich das Ganze zu einem ausgewachsenen Shitstorm (alle gegen einen, in diesem Fall gegen mich) entwickelte, klinkte ich mich zähneknirschend aus. Und schwor mir einmal mehr: Ich will mehr Pandas! Katzen! Yogabowls! Aber keine politischen Diskussionen online.