Es ist der 28. Juni 2012 – faktisch befinde ich mich aber noch im 27. Juni. Es ist kurz nach Mitternacht. Die Regeln haben sich geändert.
Normalerweise bin ich selten wach nach Mitternacht an einem Dienstag – äh, Mittwoch. Ausser ich kann mich nicht von meinem aktuellen Psycho-/Thriller-/Krimi-Buch losreissen. Heute liege ich aber nicht in meinem Bett, mein Buch harrt leser-los auf dem Nachttisch der Dinge. Es ist Sommer und ich möchte nicht, dass der Tag zu Ende geht.
Es ist kurz nach Mitternacht und die Regeln haben sich geändert.
Die Nacht ist dunkel, die Gedanken sind freier. Überall Stille. Nährboden für Selbstmitleid. Alles schläft, die Selbstkritik wuchert. Keiner da – freie Bahn für Vieles. Nachdenkliche. Traurige. Vergangene. Falsche. Schmerzhafte.
Oder: Die Nacht ist schön. Warm. Leicht. Fühlt sich an nach Sommer und Gras und Sonne auf der Haut und Bettwäsche an der Luft getrocknet und Flip Flops an den Füssen und Bikini unter dem T-Shirt und Tomaten aus dem Garten und Zikaden im Gebüsch und Mücken im Zimmer und nach träumen: sehnsüchtiger. Wünschen: grenzenloser. Und Hoffnung: unbesiegbarer. Denn der Tag ist noch jung und der Sommer am Anfang.
Es ist kurz nach Mitternacht. Die Regeln haben sich geändert. Einmal mehr. Alles neu.