Highway to hell

Die Nacht war verkürzt… Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier unsere Mitbewohner schon mal erwähnt habe: Herr A. und ich teile das Casa Ambs mit zwei Katern – also so richtige mit vier Beinen, zusammen acht.  Die beiden ‚kleinen Freunde’ sind ja gelegentlich verschmust und zuckersüss und einfach zum Knuddeln. Gelegentlich aber auch nicht. Dann nämlich sind sie auf der Jagd. Nach vielem. Nach allem Möglichen und – ehrlich jetzt – auch Unmöglichen! Ich meine von jungen Entlein über Spinnen bis hin zu einem wirklich echten Bachmann-Bürli (ohne Witz!) wurde schon allerlei durch die Katzenklappe in die Wohnung befördert. Mit Ausnahme des jungen Entleins hat sich aber alles oben erwähnte zumindest nicht mehr bewegt. Anders verhält es sich mit ihrer Lieblingsbeute – der gemeinen Hausmaus (Feldmaus, Spitzmaus, Minimouse usw). Diese Mäuse werden meist bei lebendigem Leibe angeschleppt, man vertreibt sich dann eine Weile die Zeit mit etwas Spielen und Rumschupsen eben selbiger und verliert irgendwann das Interesse. Ohne der Maus den Garaus zu machen, natürlich. Und ehrlich, diese Viecher sind ja klein und so, aber ich weiss inzwischen aus Erfahrung: die sind echt zäh! Hart im Nehmen! Halten einiges aus! Können tagelang irgendwo in der Wohnung überleben… Beispielsweise in der Waschmaschine. Eine ganze Woche. So lange bis sie das genau richtige Kabel der ganzen Maschinenelektronik durchgebissen haben und das Teil (also, die Waschmaschine, nicht die Maus) nach einem müden FUMPP und einem grauen Räuchlein den Geist aufgibt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Letzte Nacht also: Gegen halb fünf Uhr morgens dringen die mir nun schon wohl bekannten Geräusche eines fröhlichen Maus-Bashings an mein Ohr. Stöhn… nun gut, sollen sie ihren Spass haben mit dem Tier und ich werde es dann NACH Sonnaufgang entsorgen. Leider verlegen sich die Geräusche (und die Tiere) langsam Richtung Schlafzimmer. Es muss gehandelt werden. Herr A. vertreibt den Kater, ich leg mich wieder hin. Der Kater ist draussen, die Maus nicht. In der Stille der Nacht macht sie sich auf Erkundungstour durch unser Schlafgemach. Kaum zu glauben, was so ein Minitier für Lärm veranstalten kann! Ich bin immer noch fest gewillt, so schnell wie möglich wieder einzuschlafen. Als das Rascheln aber plötzlich ziemlich dicht an meinem Ohr ist und ich daraus schliesse, dass das Vieh in meinem Nachttisch rumwühlt ist fertig lustig. Plan B wird eingeläutet. Will heissen, Licht an, die Jagd ist eröffnet. Da wir auf diesem Gebiet ja nun schon reichlich Erfahrung geniessen, haben wir über die Jahre auch ein ausgeklügeltes Mäuseeinfang-System entwickelt. Alles was man braucht dazu: Einen Papierkorb (früher nahmen wir ein Tupperware, Papierkorb ist besser, da grösser) und die altbewährte AC/DC-Schallplatte.

Ich also mit dem Papierkorb hoch über meinem Kopf, mitten im Schlafzimmer. Der Trick besteht darin, erst Mal ganz ruhig stehen zu bleiben und den Feind zu orten. Entgegen aller Logik haben Mäuse nämlich überhaupt keine Angst vor mir. Und auch nicht vor Herrn A. Der hat seine Brille nicht auf und sieht deshalb nichts von dem kleinen grauen Fellbüschel das frech zwischen seinen Füssen herumwuselt. Jetzt heisst es: handeln. Papierkorb zügig, aber ohne Hektik langsam Richtung Zielobjekt senken und – zack, sitzt das Vieh in der Falle! Jetzt kommt Utensil Nummer zwei zur Anwendung: Langsam AC/DC-Cover unter Papierkorb schieben (Achtung: Mäuseschwanz muss drunter bleiben!) und sich mit dem ganzen Eingericht Richtung Gartentüre bewegen. Mit einem beherzten Schwung den Papierkorb Richtung Gebüsch kippen und Cover wegziehen – voilà, Maus ist wieder in ihrem angestammten Lebensbereich und Mensch kann sich schlafen legen.

Fazit: Es lohnt sich also in mehr als einer Hinsicht, sich nicht von seinen alten Schallplatten zu trennen, auch wenn man schon lange keinen Plattenspieler mehr hat. Aber ich sage euch: Mit einer CD würde das Ganze nicht funktionieren. Auch nicht, wenn sie von AC/DC wäre!

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